Ebenso die unternehmerische Verantwortung, denn in der Rennabteilung im Entwicklungszentrum Weissach entstehen auch Porsches GT-Versionen für die Straße, beispielsweise der Cayman GT4. Das umfasst alle klassischen Bereiche eines Automobilherstellers, von der Entwicklung über die Produktion und den Vertrieb bis hin zu After Sales, mit einem Volumen von etwa 3000 Fahrzeugen im Jahr. „Dadurch habe ich immer noch einen Fuß im Seriengeschäft“, sagt Walliser. Die Aufgabe, die Nachfolge von Hartmut Kristen anzutreten, der nach zehn Jahren in dieser Rolle Berater des Vorstands für Entwicklung wird, scheint wie auf ihn zugeschnitten. „Motorsport und Serie zugleich verantworten zu können, hat einen ganz besonderen Reiz. So einen Job gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.“ Über den Winter hat er seine Abteilung neu strukturiert. Er glaube an das Teamplay, sagt der Coach von 280 Mitarbeitern, und das Ziel für sein Team umschreibt er in bestem Renn-Slang: „Die Sache zum Fliegen bringen!“ Der Motorsport verändert sich, Energien und Effizienz werden in Zukunft eine größere Rolle spielen, Porsche ist einer der Vorreiter und hat schon vor fünf Jahren mit dem 911 GT3 R Hybrid Pionierarbeit geleistet. Auch künftig geht es darum, solche Trends zu setzen und zu verfolgen, um sie dann mit der richtigen Einstufung in der jeweiligen Leistungsklasse zum Erfolg zu bringen. Das erfordert technisches wie taktisches Geschick.
Als Kind wollte Frank-Steffen Walliser nie Rennfahrer werden. „Bei mir sind die Autos im Kopf schnell“, sagt er, das gelte bis heute. Mit einem Augenzwinkern gesteht er allerdings die Reihenfolge, in der er sprechen gelernt haben soll: Auto, Mama, Papa. Mit 16 nahm der Berufswunsch, „etwas mit Automobilen“ zu machen, ernsthaft Gestalt an. Für Porsche zu arbeiten war damals ein ebenso ferner Traum wie der, mal im Motorsport zu arbeiten. Und plötzlich ist alles ganz nah, ist er mittendrin. Die Emotionen, die im Motorsport eine besondere Rolle spielen, sind für ihn als promovierten Ingenieur kein Widerspruch: „Ein Auto, zumal ein Porsche, ist immer etwas Emotionales. Wir erfreuen uns doch alle an Technik, die Spaß macht.“ Ob Racer besondere Menschen sind? „Einen Beruf mit diesen Belastungen macht niemand aus Versehen, das ist eine bewusste Entscheidung“, weiß Frank-Steffen Walliser. Was ihn am Motorsport aber immer wieder besonders fasziniert und reizt: „Wir leben in einer Welt, in der es in vielen Bereichen immer mehr Grautöne gibt. Auf der Rennstrecke aber gilt Schwarz-Weiß. Nach der Zielflagge habe ich immer ein klares Ergebnis. Ausreden gibt es da keine.“
Text Elmar Brümmer
Fotografie Rafael Krötz