Der Glanz der frühen Jahre
Die erste große Fahrt eines
Damals, in den frühen Jahren der Marke, wurde fähigen Mitarbeitern angeboten, sich doch in doppelten Funktionen verdient zu machen: zum Beispiel in Personalunionen wie Rennleiter und Pressechef oder Techniker und Rennfahrer oder Entwicklungsingenieur und Kopilot. Eine Doppelfunktion war auch für das 1963 vorgestellte neueste Modell, ein 2+2-sitziges
Immerhin: international. Und mit einem Finale, das sowohl Pressechef als auch Rennleiter goutierten, nämlich der Vorfahrt am Fürstenpalast von Monte Carlo, veredelt durch den Glamour von Fürst Rainier und seiner Frau Gracia Patricia, der ehemaligen Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly.
Der neue, eben vorgestellte
Im Herbst 1964 wurden beide zum ersten Training für die Monte geschickt, zwischen Weihnachten und Neujahr durften sie die Strecke ein zweites Mal abfahren. Als adäquates Wettbewerbsfahrzeug wurde ein frisches
Am Heck war die damals übliche Traktionshilfe montiert: ein Standrohr für die Füße, Lederschlaufen oberhalb des Luftgitters für die Hände des Beifahrers. Wie geahnt gab es Schnee ohne Ende, die Monte wurde 1965 deshalb praktisch zu einer Wintersportveranstaltung. Linge/Falk starteten in Bad Homburg und mussten sich über Holland, Belgien und Frankreich durch die Schneemassen nach Chambéry kämpfen. „Wir sind in dem Schneetreiben oft nur nach Kompass gefahren“, gibt Peter Falk die damalige Taktik preis.
In den französischen Seealpen wurde es dann richtig ernst, und als Linge bergab einmal mit der Beifahrerseite eine Schneewand touchierte, warf Falk aus Protest das Roadbook nach hinten. Ansonsten trugen sie den neuen 911 nach Huschke von Hansteins strategischen Anweisungen durch das südfranzösische Schneechaos: „Ihr müsst den 911 unbedingt bis vor den Fürstenpalast bringen. Dort wartet die Weltpresse.“
Herbert Linge und Peter Falk hatten sich für die letzte Nacht, die sogenannte „Nacht der langen Messer“ über den berüchtigten Col de Turini, neue Hakkapeliitta-Spikereifen aufgehoben. Allerdings war
Die beiden Piloten durften zur Belohnung heimfliegen, der erste
Die Gebrauchsspuren der Jahre im Motorsport waren auch auf einige Entfernung mit bloßem Auge ersichtlich, sodass einzig die komplette Restaurierung Aussicht auf Glanz und Gloria versprach. Der neue Besitzer wählte deshalb als Werkstatt seines Vertrauens die einzige mit Werksgarantie:
Also Vollrestaurierung: Zerlegen, Bewerten, Beschaffen, neu Aufbauen. Bald bestand der Monte-Elfer nur noch aus Einzelteilen, viele davon eigentlich bereits im Jenseits. Als die Rohkarosse wieder wie eine solche aussah, wurde ihr umgehend eine kathodische Tauchlackierung verpasst, die damals, 1964, noch gar nicht erfunden war. Kaum zwei Jahre nach Restaurierungsbeginn befindet sich der Monte-Elfer fast pünktlich zu seinem 50-jährigen Jubiläum in seinem dritten Zustand: wieder original, gleichzeitig aber auch wie neu, auf alle Fälle veredelt durch die Material- und Verarbeitungskunde des 21. Jahrhunderts.
In der zeitlos eleganten Karosserie verdichten sich Mythos und Geschichte aller Elfer-Erfolge im Motorsport, die damals auch mit einem nach heutigen Begriffen riesigen Lenkrad und weichen Sitzen ohne Seitenhalt möglich waren. Die Gehäuse der Zusatzscheinwerfer erstrahlen neu verchromt, die Lederriemen verraten hell ihren frisch geschnittenen Zustand, aber die Antriebswelle des Twinmasters klackt wie 1965 und die beiden Uhren auf der Beifahrerseite leisten sich tatsächlich Patina, zumindest ein bisschen.
Im Hier und Jetzt, speziell im Frühling 2015 fährt sich der 50 Jahre alte neue 911 an der Côte d’Azur leichtfüßig, ja grazil, mit einem Meister wie dem vierfachen Rallye-Monte-Carlo-Sieger Walter Röhrl am Volant. Röhrl genießt Eleganz und Leichtigkeit – das Leergewicht liegt unter 1000 Kilogramm – auf ehemaligen Wertungsprüfungen in den Seealpen. Die erstaunliche Wendigkeit auf schmalen 165er-Reifen, den kleinen Wendekreis, die präzise abgestimmten Vergaser.
Und er erkennt das ganze Potenzial des 911 im Rallyesport, sagt mindestens drei Gesamtsiege bei der Monte bis 1970 voraus. Die Werksfahrer Vic Elford und Björn Waldegård haben ihm das natürlich umgehend erfüllt.
Text Eckhard Eybl
Fotografie Achim Hartmann