Licht ins Dunkel
An der Grenze zwischen Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten führt eine wunderschöne Berg- und Panoramastraße praktisch ins Nichts. Mit einem
Lange Anläufe mag ich am liebsten, vor allem wenn diese am Horizont in eine Kurve übergehen. Lang gezogen natürlich, um den Sportsitzen eine Chance zu geben, sich zu profilieren. Einsehbar auch, um die Linie großzügig und ohne Korrekturen am Lenkrad anlegen zu können. Und mit einer breiten Auslaufzone, um Eventualitäten wie abreißende Seitenführung der Reifen oder im Grenzbereich schwindendes Talent mit gebotener Eleganz zu bewältigen. Damit weiß ich mich im Einklang mit diversen
Von Dubai aus wird die Topografie der Landschaft für eine der reizvollsten Varianten des Orients genutzt. Die einzig wahre lange Anfahrt der Region beginnt auf Meereshöhe an der Küste, direkt in der Wolkenkratzer-Oase mit ihren kühnen, schlanken, hohen, bewohnten Masten und führt etwa 165 Kilometer gerade nach Süden. Dann wächst dort, an der Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate zum Sultanat Oman, ein Gebirgszug aus dem Sand. Jebel Hafeet – eine bizarre Verwerfung hellen Gesteins, das im späten Licht der untergehenden Sonne altrosa und marmorhaft schimmert, immerhin bis zu 1350 Meter über dem Meeresspiegel hoch, 26 Kilometer lang, knapp fünf Kilometer breit.
In der Stadt Dubai beschränkt sich der
Dubai wächst in alle Richtungen, mittels künstlicher Inseln in den Persischen Golf, dank Wolkenkratzer wie dem knapp 830 Meter hohen Burj Khalifa vehement nach oben. Dazwischen entstehen weitere Stadtviertel samt Geschäftsparks und damit wieder neue Stadtautobahnen mit sechs, acht oder zehn Spuren plus Nebenfahrbahnen und entsprechend riesigen Kreuzungen und Abzweigungen. Ortsunkundige bekommen eine faire Chance zum Verirren, während der
Außerhalb von Dubai beginnt der lange Anlauf, etwa 160 Kilometer gerade durch die Wüste bis zur Oasenstadt Al Ain. Eine vierspurige Autobahn, keine einzige Kurve, die Geschwindigkeitsbeschränkung mit regelmäßigen Radarkästen überwacht – keine Herausforderung für einen
Al Ain ist weitläufig und flach und hat etwas mehr als 600 000 Einwohner auf einer Fläche wie jener von Paris. Die Straßen sind mindestens dreispurig, die Kreisverkehre entsprechen kleinen Ovalrennstrecken. Gäbe es keine Geschwindigkeitsbeschränkung und Ampeln, müsste in der Stadt das Gaspedal nicht gelupft werden. Wieder lange Geraden, verbunden durch die kleinen Ovalrennstrecken, immer mehr Felsen am Horizont, schließlich satte Farben von Grün: Green Mubazzarah, eine Ansammlung heißer Quellen in der Wüste mit angeschlossenem See und golfplatzverdächtigen Wiesen.
Der
Dafür sind dieses monumentale Drehmoment von 600 Newtonmeter und diese Bergstraße gleichermaßen verantwortlich. Jebel Hafeet ist nicht die moderne Asphaltversion einer uralten Kamelroute in den Oman oder eines Beduinenpfades übers Gebirge, sondern schlicht und ergreifend eine Panoramastraße mit idealer Auslegung. Ideale Auslegung bedeutet: keine abrupten Änderungen im Gefälle, es geht gleichmäßig bergauf und wieder runter, und – noch wichtiger – keine Variationen im Kurvenradius. Diese Kurven sind prachtvoll geschwungen und akkurat asphaltiert, ein wohlüberlegtes, kalkuliertes Band schwarzen Asphalts durch dieses Felsenrelief am Rande einer nicht unwirtlichen Wüste. Dieser geometrische Verlauf aller Kurven bedeutet: keine Korrekturen am Lenkrad. Einmal eingelenkt, hält der
So ergibt sich, aus der Wüste kommend und zwischen Felswänden gezwängt, ein gleichmäßiger und weicher Rhythmus. Der
Die Straße verkörpert eine einfache Philosophie: Der Weg ist das Ziel. Wer hinauffährt, ist irgendwann oben und genießt von dort einen weiten Blick ins Land. Im Süden der Oman beziehungsweise eine omanische Wüste ohne Straßen oder Ansiedlungen, im Norden in Richtung Dubai zunächst die flache Oasenstadt Al Ain. Wäre der Himmel klar wie in den europäischen Alpen, müsste am Horizont der schlanke Finger des Burj Khalifa erkennbar sein. In Wirklichkeit: flimmernde Hitze, verschleierte Luft.
Von oben sieht die Straße mit ihrer schwarzen Asphaltschicht aus wie eine Modellrennbahn. Aus der
Natürlich auch der Verkehr. An Wochentagen ist die Strecke so gut wie leer. Die wenigen Einheimischen halten sich genau an die Geschwindigkeitsbeschränkung, fahren sehr moderat bergauf und demütig bergab. Die Straße ist, noch vor den Felswänden, von kniehohen Leitplanken aus Beton eingesäumt. Zweispurig bergauf: kein Kratzer. Einspurig bergab: oje, oje, oje – zahlreiche schwarze Spuren zeugen von intensiver Kontaktaufnahme zwischen Fahrzeugen und Betonwall, oft entlang ganzer Kurven. Und im unteren Teil der Strecke liegt tatsächlich ein Lastwagen auf einem Abhang, geradezu malerisch platziert wie eine Skulptur aus Stahl auf Fels.
Die wahre Bestimmung von Jebel Hafeet ist die Nacht. Wenn es schwarz und dunkel ist über den Straßenlaternen, setzt Verkehr ein. SUVs, Limousinen, Motorräder bevölkern die Parkplätze, ihre Passagiere errichten mit Teppichen und Ghettoblastern kleine Karawansereien hoch über der Wüste. Wind kommt auf, die Temperatur sinkt von über 40 auf kühle 30 Grad, Kinder spielen ausgelassen, über einzelnen Kurven steht Motorenlärm, unten blinkt mit den Lichtern von Al Ain die Zivilisation.
Text Eckhard Eybl
Fotografie Victor Jon Goico
Was tun am Jebel Hafeet?
Schön cruisen
Die Panoramastrecke führt höher hinauf als der Wolkenkratzer Burj Khalifa und bietet einen prachtvollen Blick auf die Wüste.
Nicht im Sommer
Im Sommer wird es tagsüber mehr als 50 Grad Celsius heiß, deshalb empfehlen sich die restlichen Jahreszeiten besser für Reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dubai bietet Touristen eine hochwertige Infrastruktur sowie Unterhaltung.
Im
Die Wüste mit ihren unterschiedlichen Sanddünen und Felsformationen kann in einem SUV intensiv und hautnah erlebt werden. Wüstencamps konservieren im Schatten der Hightech-Metropole Dubai alte orientalische Pracht. Auf der Felsformation Jebel Hafeet gibt es zwei große Gebäude: einen Palast der Herrscherfamilie und ein Mercure-Hotel, beides mit grandioser Aussicht.
Luxus in Dubai
Eine Fahrt zur Aussichtsplattform des höchsten Gebäudes der Welt, Burj Khalifa in Dubai, sollte einige Tage zuvor gebucht werden. Die Dubai Mall, in Sichtweite des Burj Khalifa, beherbergt neben allen Luxusmarken dieser Welt auch ein riesiges Aquarium, in dem auch einige Haie rastlose Runden schwimmen.