Fingerspitzengefühl
Ein zukünftiges Auto real begreifen und erfassen – die Aufgabenstellung an die Modellbauer ist klar. Das Ergebnis: glänzende
Eine geheime Welt im Souterrain. Große verglaste Innenhöfe lassen das Tageslicht nur von oben in die langen Gänge mit hohen, hellen Wänden, die sich im glänzenden Boden zart spiegeln. In den Stockwerken darüber arbeiten
In den Werkstätten des Modell- und Konzeptbaus werden die
Philip Morsey schaut konzentriert durch die Plexiglasscheiben der Sicherheitstüren zur Fünf-Achs-Portalfräse, deren riesiger Kopf gerade einen armdicken Fräser aufnimmt. Sanftes Zupacken mit dem Futter, dann laufen die scharfen Zähne an und bewegen sich in Richtung grünlicher Schaumklumpen auf der Oberfläche einer riesigen, noch recht rohen Holzkiste.
Morsey, Leiter des gesamten Bereichs Konzeptbau, lacht über die fragenden Blicke seiner Besucher: „Das wird ein 1:1-Modell des zukünftigen Sportwagens mit Elektroantrieb, das wird der
Morsey wartet einen Moment, bis die Botschaft angekommen ist, dann geht er zu einem angrenzenden Raum voraus: „
Dr. Christian Looman, im Team von Morsey zuständig für die Werkstätten des Modellbaus, hat bis jetzt aufmerksam zugehört: „Wenn Zeichnungen und Ideen zum Modell geworden sind, gibt das den
Morsey greift ein kleines Zahnrad aus weißem Kunststoff mit rauer Oberfläche und dreht es langsam in den Fingern: „Die Kollegen aus der Motorsportentwicklung haben uns vor Kurzem darum gebeten, einen kompletten Zahnradsatz für ein Verteilergetriebe herzustellen, um im lastfreien Prüfstandsbetrieb Versuche durchzuführen. Normalerweise würde man solche Teile sehr arbeits- und zeitintensiv aus einer hochfesten Metalllegierung fertigen, aber die Kollegen haben unseren SLS-Zahnradsatz trotzdem einfach so behandelt, als wären es Metallzahnräder. Dabei bedeutet selektives Lasersintern, dass ein spezielles Kunststoffpulver von einem computergesteuerten Laser an genau definierten Stellen verschmolzen wird. Dann wird die Pulveroberfläche abgesenkt, Pulver wird neu aufgetragen, der Laser sintert entsprechend dem im Computer gespeicherten Geometriemodell die nächste Ebene und so weiter. Am Ende entsteht ein beliebiges Bauteil mit homogener Dichte. Nur eben aus Kunststoff.“ Philip Morsey erklärt: „Nach dem Testabschluss war man doch auf die Belastungsgrenze des Materials gespannt: Erst bei maximalem Drehmoment eines 911
Christian Looman übernimmt: „Tatsächlich stellen wir mit der SLS-Technologie funktionsfähige Bauteile für die Entwicklung her. Komplexe Einzelstücke in wenigen Stunden. Die Entwickler können dann belastbar testen und Änderungen festlegen. Eine zweite Version entsteht, erneut in kürzester Zeit – und am Ende haben wir einen ganzen Entwicklungsschritt in Hochgeschwindigkeit realisiert.“
Looman zeigt durch offene Glaswände in einen Bereich, wo an mehreren Werkbänken offensichtlich Sperrholz verarbeitet wird: „Wir haben sehr talentierte, sehr besondere Mitarbeiter. Viele beschäftigen sich auch privat mit Modellbau, legen eine unglaubliche Leidenschaft und Kreativität in diese Arbeit. Sie finden deshalb oftmals verblüffende Lösungen für sehr schwierige Aufgaben – der Gedanke, dass dieser
Aufgetaucht aus dem unterirdischen Labyrinth, wartet der Höhepunkt des Rundgangs durch die Modellwerdung eines
Text Till Daun
Fotos Rafael Krötz