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Fernando Guerra zählt zu den renommiertesten Architekturfotografen der Welt. Er versteht es, Bauten jede Schwere zu nehmen und Architektur in Bewegung zu setzen. Was ihn selbst bewegt, hütet er in einer Garage in Lissabon: vier klassische
Ein größerer Kontrast zu den Welten, in denen sich Fernando Guerra normalerweise bewegt, ist kaum vorstellbar. Der Mann, der als Architekturfotograf futuristische Gebäude und atemberaubende Raumfluchten inszeniert, steht in einer gewöhnlichen Garage. Der spröde, weiß gestrichene Raum mitten in Lissabon ist einer der wichtigsten Orte seines Lebens. Draußen durchzieht urbane Betriebsamkeit die portugiesische Metropole, drinnen, hinter dicken Mauern, ist es wunderbar still. Die Garage liegt in einer kleinen Seitenstraße, eine unauffällige Einfahrt mit elektrischem Tor führt hinein. Das Besondere an diesem ganz und gar gewöhnlichen Ort: Auf einer Fläche von vielleicht acht mal acht Metern stehen vier Sportwagen von
Der 46-jährige Portugiese ist gelernter Architekt und zählt zu den wenigen Fotokünstlern, die eine besondere Fähigkeit besitzen: das Statische der Architektur in Bewegung aufzulösen. „Ich will die Bauten auf meinen Fotos atmen lassen, sie zum Leben erwecken“, erklärt er. Guerra ist um die Jahrtausendwende einer der ersten Fotografen, die Menschen auf eine charakteristische Weise in die Architektur einbeziehen. Einer, der nicht starre Wände ablichten will, sondern einen Rhythmus im Gebauten sucht. „Architekturfotografie fand ich zu jener Zeit langweilig. Bis ich eines Tages selbst keine Gebäude als Architekt mehr erschaffen, sondern ihre Geschichte mit der Kamera erzählen wollte.“ Diese Geschichten zu ergründen, treibt ihn bis heute an, egal, auf welches Objekt er seine Kamera richtet. Sein Problem: Wie stelle ich etwas am eindrücklichsten und wahrhaftigsten dar? Seine Herangehensweise: das Fließende im Statischen suchen, finden und herausarbeiten. Zahlreiche Auszeichnungen belegen, wie gut ihm das immer wieder gelingt.
Guerra zupft an einem der roten Tücher, der schwarze Lack eines
Guerra arbeitet fünf Jahre lang als Architekt in Macau, bevor er sich mit knapp 30 Jahren auf das Fotografieren stürzt – und damit seine erste Liebe zum Beruf macht. Schon als 16-Jähriger nimmt er die Kamera in die Hand, zu einer Zeit, als er auch seine zweite Passion entwickelt: die für Autos. „Erinnere ich mich an das erste Mädchen, in das ich mich verliebt habe? Nein. Aber den ersten
Höchste Zeit also, den bisherigen Erlebnissen neue hinzuzufügen. Guerra zieht den Staubschutz nun gänzlich von seinem 964, steigt ein und dreht den Schlüssel herum. Das Anspringen des Motors zerreißt die Stille des Raums. Der Herzschlag des Boxermotors hallt von den Wänden. „Er lebt!“, ruft Guerra aus dem Auto. Das Tor öffnet sich, der
Seine Reisen plant Guerras jüngerer Bruder Sérgio. So kann er sich auf das Fotografieren konzentrieren. „Ankommen, loslegen“, beschreibt er seinen Arbeitsstil. Von der Suche nach Inspiration hält er nicht viel. „Das ergibt sich im Prozess. Wenn ich Menschen in ein Gebäude hinein- und herausgehen sehe. Wenn ich spüre, dass der Bau lebt.“ Bis zu eintausend Bilder kommen an einem Tag zusammen. Dabei ist es ihm wichtig, ein Bauwerk so abzubilden, dass die Intentionen des Architekten erkennbar werden. Es helfe ihm sehr, dass er vom Fach ist: „Ich weiß, was die Architektur ausmacht und was aufs Foto muss, damit es eine funktionierende architektonische Schöpfung zeigt.“
Im Park hoch oben über der Stadt, auf kurvenreichen Straßen inmitten dichten Grüns, schweigt Guerra eine Weile und lässt den Motor des
Und was hat er als Nächstes vor, neben dem Fotografieren? Guerra will seinen Sportwagen „den ihnen gebührenden Raum geben“, wie er sagt. Er träumt von einem Arbeitsplatz inmitten seines
Text Frieder Pfeiffer
Fotos Mike Meyer & Fernando Guerra