Mehr geht immer
Berlin. Großstadtfeeling, Landromantik, Energieeffizienz, Fahrfreude – unsere Gastautorin Ronja von Rönne will möglichst alles auf einmal. Und testet dafür die Qualitäten des
Der Mensch will alles. Freiheit und Bindung. Gutes Gewissen und Fernreisen. Freizeit und Erfolg im Beruf. Meistens klappt das nicht, das nennt man dann Leben. Manche mögen das ewige Wollen als Gier bezeichnen, ich finde es zutiefst menschlich. Denn auch ich will alles. Am liebsten würde ich vom Bett aus einen erfolgreichen Megakonzern leiten, dabei Trash-Fernsehen schauen und gleichzeitig hochgebildet werden. Leider sind unsere Wünsche meist nicht ganz deckungsgleich mit der unordentlichen Realität. Deshalb ist für mich Fortschritt, wenn Traum und Wirklichkeit einander immer näher rücken.
Es ist Montagmorgen, wir stehen auf dem Parkplatz des
Die Erde ist der einzige Planet mit Wi-Fi und Pizza – Grund genug, ihn etwas dankbarer zu behandeln als in den vergangenen Jahrzehnten. Der
Berlin bildet sich viel darauf ein, Berlin zu sein. Ein bisschen dreckig, aber Hauptstadt, arm, aber sexy, urban, aber naturverbunden, Fahrradstadt, aber neuen Flughafen. Es ist die vermutlich kontrastreichste Stadt dieses Landes. Das passt, ähnlich kontrastreich ist unser Fahrzeug. Der
Als Erstes erobern wir das Land. Denn auch das ist das Schöne am Autofahren: Innerhalb weniger Minuten tauscht man die City gegen völlig abgelegene Seen, unabhängig von Fahrplänen, unabhängig von allem. Wahrscheinlich ist diese Freiheit die letzte Bastion der Autoindustrie: Wann und wohin ich fahren will, liegt nur bei mir.
Brandenburg breitet sich vor uns aus, der Frühling hat das Land erobert, der
Weil wir aber gierig sind, reicht uns das Land nicht. Wir wollen Lichter, Stadt, Geschwindigkeit. Eine halbe Stunde später haben wir die Kulisse komplett ausgetauscht: Feierabend, Stadtverkehr. Die versprochene Reichweite von 50 Kilometern mit dem Elektromotor hält der
Am nächsten Tag brechen wir früh auf. Gelassen führt uns der Bordcomputer durch das Zentrum, schau, das ist der Potsdamer Platz, schau, das ist Kreuzberg, schau, das ist der frühe Morgen. Bei Autos ist für mich Vertrauen das Wichtigste. Das warme Gefühl, das man nur in seinem ersten Wagen jemals hatte, das Fahrzeug als Freund, als wortwörtlicher Wegbegleiter. Unser
Am Abend besichtigen wir die Zukunft. Viele große Unternehmen investieren mittlerweile in sogenannte Labs, in denen neue Ideen angedacht, diskutiert, verworfen, realisiert werden sollen. Auch
Am nächsten Tag entfliehen wir Berlin ganz. Wie jeden echten Großstädter treibt uns die Sehnsucht nach Ruhe und Weite, und es fühlt sich deutlich besser an, einfach ins Grüne zu fahren, als verzweifelt die „Landlust“ zu abonnieren und Verkehrsinseln zu bepflanzen. Unser Ziel ist Beesenstedt, ein Dorf in Sachsen-Anhalt, etwa zwei Stunden von der Hauptstadt entfernt. Die Autobahn ist frei, wir sind schneller als das etwas pessimistische Navi, vielleicht liegt es aber auch daran, dass zügiges Fahren in einem
Weil das Glück sich aber meist nur da aufhält, wo man gerade nicht ist, meldet sich nach dem Essen pünktlich die Sehnsucht zurück: noch einmal über die Landstraße, noch einmal Geschwindigkeit, bis wir den Wagen wieder abgeben müssen. Das Knallgelb der Rapsfelder zieht an uns vorbei, wir passieren Schafherden und abgelegene Dörfer. Ich freue mich schon wieder auf die Stadt. Denn das ist das Schönste am Autofahren: Man ist gezwungen, nach vorne zu blicken.
Text Ronja von Rönne
Fotos Carolin Saage
Tipps und Orte
Hotel Adlon Kempinski
Hier haben Popliteraten im Jahr 1999 zusammen das Buch „Tristesse Royal“ verfasst – fünf junge Schriftsteller verbrachten dafür drei Tage im Kaminzimmer des Fünfsternehotels Adlon bei Champagner und mit freiem Blick auf das Brandenburger Tor. Es ist einfach das literarische und klassische Berliner Hotel.
www.kempinski.com
Café Einstein
Wiener Kaffeehausambiente und ein fantastischer Ort zum Mittagessen. Hier treffen sich gerne die sogenannten Kreativen, davon aber nicht abschrecken lassen.
www.cafeeinstein.com/DE
Festsaal Kreuzberg
Vor einigen Jahren brannte der Festsaal Kreuzberg am Kottbusser Tor ab. Nun ist er nach Treptow gezogen. Kreuzberg bleibt aber weiter im Namen erhalten. Eventlocation mit Biergarten, ein schönes Beispiel der Berliner Klubkultur.
www.festsaal-kreuzberg.de
Jagdhütte Wettin
Lokale Wildspezialitäten, Slow Food, dörflicher Charme, tolle Weine.
www.jagdhuette-wettin.de
Wannsee
Einer der bekanntesten Seen in Berlin, am besten aus dem Fahrzeug aussteigen und mit einem Bötchen über das Wasser schippern.
www.visitberlin.de
Befindet sich praktischerweise direkt bei der Oberbaumbrücke, der Grenze zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, ein perfekter Ausgangspunkt, um Berlin zu erkunden,
www.porsche.com/germany/aboutporsche/service/porschedigitallab/
Mehr auf
Ein Roadmovie zu dieser Geschichte und eine Online-Bildergalerie unter
www.porsche.de/backstage
Ronja von Rönne
Unsere Gastautorin (Jahrgang 1992) ist in einem Dorf in Bayern aufgewachsen. Das war erst sehr schön und dann irgendwann langweilig, und um dem Dorf möglichst schnell zu entfliehen, machte sie mit 17 den Führerschein. Nach einigen Hochschulsemestern ist Ronja von Rönne nun in Berlin bei der „Welt am Sonntag“ gelandet und schreibt dort und auf ihrem Blog „Sudelheft“ über Autos, Popkultur und den ganzen Rest. 2015 erschien ihr erster Roman „Wir kommen“ (Aufbau-Verlag), in diesem Jahr ihre Kolumnensammlung „Heute ist leider schlecht“ (S. Fischer Verlag).