Porsche - 8:47,20 Min.

8:47,20 Min.

[+]

03.08.1962
Großer Preis von Deutschland
Nürburgring, Deutschland
Dan Gurney, Porsche-Werksteam
22,810 Kilometer Streckenlänge
Porsche 804

„Erst bei Porsche habe ich richtig fahren gelernt – weil sie mir Autos gegeben haben, die nicht ständig kaputt gingen.“

Nürburgring, Training zum Großen Preis von Deutschland, 3. August 1962. Es ist ein Freitag, an dem Dan Gurney seine eigene Heldensaga schreibt. Gurneys Pole-Position-Runde zum Großen Preis von Deutschland ist mit 8:47,20 Minuten um acht Sekunden schneller als die des Vorjahres. Ein Meilenstein, erschaffen mit seinem Porsche 804. Nicht der einzige in seinem Leben, denn Gurney hat manches in dieser Welt verändert. Wann und wo immer heute ein Autorennen gefahren wird, am Ende steht ein Ritual, das er vor 50 Jahren erfunden hat: „Als ich 1967 in Le Mans den Klassiker aller Rennen gewann, war die Stimmung so toll, dass ich bei der Siegerehrung plötzlich die Idee hatte, den gewonnenen Champagner einfach spritzen zu lassen.“ In diesem Moment der Freude erfindet er die Champagnerdusche.

Gurney, geboren 1931 auf Long Island, hat 48 von 303 Rennen für sich entschieden, sieben davon mit Formel-1-Fahrzeugen. 1962 gewinnt er den Grand Prix von Frankreich in Rouen in einem Porsche 804 mit Achtzylindermotor – der einzige Sieg von Porsche als Fahrzeughersteller in der Formel-1-Weltmeisterschaft. Für jenes Team, für das er in den Jahren 1961 und 1962 gefahren war und dem er viel verdankt: „Erst bei Porsche habe ich richtig fahren gelernt – weil sie mir Autos gegeben haben, die nicht ständig kaputt gingen und ich schneller Kilometer sammeln konnte als je zuvor.“

Für Gurney wird Porsche auch menschlich die wichtigste Station seiner Karriere: Er heiratet die Sekretärin des Porsche-Rennleiters Huschke von Hanstein, Gattin Evi und er sind seit mehr als 50 Jahren zusammen. Mehr als ein halbes Jahrhundert, in dem er sich immer wieder als genialer Rennfahrer erweist: Er erfindet den Gurney Flap, eine kleine, nach oben weisende Klappe an der Hinterkante des Heckflügels, die Rennwagen aerodynamisch effizienter macht. Mehr als zwei Jahrzehnte lang arbeitet er an einem „Alligator-Motorrad“, einer Einzylindermaschine, bei der der Fahrer besonders tief sitzt. Außerdem: Siege in Le Mans und Sebring, Filmauftritte in mehreren Hollywood-Produktionen. Gurney macht auch Karriere als Teamchef und ist der einzige Amerikaner, der mit einer Eigenkonstruktion ein Formel-1-Rennen gewinnt, in Spa im Jahr 1967. Die Vielfalt seiner Erfolge in verschiedenen Serien ist nur mit jener von Mario Andretti vergleichbar. Apropos Erfolg: Dieser bleibt ihm 1962 auf der Nordschleife versagt – trotz seiner genialen Pole-Runde. Die Batterie löst sich aus der Halterung. Gurney muss sie das Rennen über mit seinem Fuß halten. Dennoch wird er Dritter.

Text Gerald Enzinger