Die Achse des Besseren
Vor etwas mehr als 40 Jahren stellte der
1973: Neue Fahrzeugkonzepte setzen sich durch. Plötzlich scheinen Autos mit Motor im Heck ihre Zukunft hinter sich zu haben. Auch die Entwickler und Entscheider bei
Doch damals laufen in Zuffenhausen und im kurz zuvor eröffneten Entwicklungszentrum in Weissach die Arbeiten an einem Nachfolgemodell bereits auf Hochtouren: dem 928. Es ist der erste Frontmotor-
Fahrsicherheit im Fokus
Mit der Weissach-Achse – der Name steht auch für „Winkel einstellende selbst stabilisierende Ausgleichs-Charakteristik“ – löst
Auch die ersten Prototypen des 928 leiden unter einem instabilen Eigenlenkverhalten. Die Ursache: Einwirkende Querkräfte bei Kurvenfahrten lassen die Spur des äußeren Hinterrads in den positiven Bereich wechseln – so als ob der Fuß eines Menschen nach außen gedreht wird. Fast noch schlimmer: Nimmt der Fahrer bei einer Kurvenfahrt den Fuß vom Gaspedal, kommt es nicht nur zu einer Verlagerung des Fahrzeugschwerpunkts nach vorne, was wiederum das Heck entlastet. Obendrein zieht das Motorschleppmoment die Räder ebenfalls leicht nach außen. In Rechtskurven zum Beispiel zeigt das stärker belastete linke Hinterrad dann nach links, also in Richtung „Nachspur“. Das Fahrzeug übersteuert beim Gaswegnehmen in Kurvenfahrten.
Wie es andersherum funktionieren könnte, das versuchen Hans-Hermann Braess und Gebhard Ruf herauszufinden – sie forschen bei
Zweites Lenkrad im Fond
Es beginnt ein mühsamer Entwicklungsprozess unter der Leitung der
Die aufwendige Tüftelarbeit zahlt sich aus. „Mit der Weissach-Achse besaß der 928 plötzlich ein viel sichereres Eigenlenkverhalten, denn er übersteuerte nicht mehr“, erinnert sich Frank Lovis, seinerzeit Versuchsfahrer bei
Auch Harrer kann die Bedeutung der Weissach-Achse nicht genug unterstreichen: „Diese Pionierarbeit hat den Grundstein für die moderne Achskinematik gelegt und wurde im Laufe der Jahre von
„Wir haben heute ein viel größeres Materialverständnis als damals“, sagt Harrer. Gummilager sind für ihn Elastomere: Hightech-Bauteile mit aufwendiger Chemie und präzisen Eigenschaften, die längst auch progressive Laufwege besitzen und mit dramatisch erhöhten Dämpfungseigenschaften einen viel größeren Federungs- und Akustikkomfort bieten – und das über die gesamte Lebenszeit des Fahrzeugs hinweg.
2018: Die Entwicklung setzt sich fort. Auch, weil die Vorteile der Weissach-Achse auf immer neue Fahrzeugkonzepte und kompaktere Bauräume angepasst werden, vom SUV à la
Allen elektronischen und aktiven Fahrwerksregelsystemen zum Trotz, an einem will Harrer nicht rütteln: „Grundsätzlich werden unsere Autos immer über funktionierende ausbalancierte Achssysteme verfügen. Allerdings sorgen moderne Simulationstechnologien dafür, dass wir nicht mehr 20 verschiedene Stabilisatoren ausprobieren, sondern vielleicht nur noch drei.“
Den letzten Schliff aber wird bei
Text Klaus-Achim Peitzmeier
Fotos Stephan Lindloff,