Porsche - Bangkok. Im Strom der Zeit.

Bangkok. Im Strom der Zeit.

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„Ich war skeptisch, aber der Taycan hat 100 Prozent Porsche-DNA“
Sihabutr „Tenn“ XOOMSAI.

Bangkok und Porsche. Das ist eine ansteckende, inspirierende und zugleich selbstverständliche Mischung – der Beweis ist Sihabutr „Tenn“ Xoomsai und sein asiatisches Kultevent „Das Treffen“. Seit vier Jahren trifft sich die Community einmal im Jahr unter Tenns Regie. Der Filmer und Journalist organisiert es für Porsche-Fahrer und -Fans aus dem gesamten südostasiatischen Raum. Im Dezember 2019 zum ersten Mal dabei: der neue vollelektrische Porsche Taycan Turbo. Tenn im Taycan, der Taycan in Bangkok. Elektrisierend.

Bangkok ist da draußen, laut, bunt, einfach Rock Around the Clock, aber wir sagen erst mal ganz höflich an der Haustür Hallo! Ein aufmerksamer Blick aus den Fenstern einer markanten Brille trifft uns, Sihabutr Xoomsai streicht sich mit der Hand kurz über die verwirbelte Haartolle, beinahe etwas verlegen, und winkt dann mit ausladender Geste: „Kommt rein. Was trinken?“ Hier wohnt ganz augenscheinlich jemand, der Kunst und Architektur mag, maskuline Coolness und gleichzeitig den swing gepflegten Beinehochlegens. Das Zuhause von „Tenn“, wie Freunde, Kollegen und Verbündete den Filmemacher und Journalisten nennen, könnte so auch in den Hollywood Hills stehen mit seinen Glaselementen, Stahlstrukturen und rohen Backsteinwänden.

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Tradition in der Moderne
Der vollelektrische Porsche Taycan Turbo vor dem Café Narasingh im Phayathai-Palast.

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Outlaw-Liebe
Seine Porsche-Rennmaschine 911 Short Wheel Base mit starkem 3,2-Liter-Kurzhub-Doppelzündungsmotor ist Tenns bevorzugter Alltagsklassiker.

Der Gastgeber hat unseren Seitenblick in die offenstehende Garage bemerkt, grinsend bleibt Tenn stehen und lehnt sich mit vor der Brust verschränkten Armen lässig an die Wand. „Ich scheine ein Faible für Porsche zu haben, Leugnen ist zwecklos.“ Er lacht: „Ich habe gerade ein paar Elfer von Freunden hier, den gelben 993 GT2 zum Beispiel, aber der 911 Short Wheel Base ist meiner und der 997 Carrera S auch. Ansonsten herrscht hier oft Kommen und Gehen.“ Tenn ist bereits ein paar Schritte weiter und schaut im Wohnzimmer auf einen silbernen 930, der per Aufzug aus dem Eingangsbereich in seinen Glaskasten geschwebt ist. „Es hat eine Weile gedauert, bis meine Frau einverstanden war, aber jetzt kann ich tatsächlich im Wohnzimmer Autos waschen.“ Tenn zwinkert verschmitzt. „Ich muss verrückt sein.“ Nö, eigentlich nicht.

Tatsächlich hört sich seine Geschichte ganz und gar nicht verrückt an. Beinahe zwingend logisch. Im August 1970 kommt er in Bangkok zur Welt, besucht in den USA die Highschool und studiert später in den Staaten das Filmemachen. Tenn ist damals knapp 20 Jahre alt und während der Ferien zu Hause in Bangkok kommt ein Freund des Vaters zu Besuch – aber nicht solo, sondern in einem Porsche 911 Carrera. Farbe: Amethyst Metallic. Baujahr: 1991. Tenn erinnert sich an jedes Detail, jeden Moment. „Irgendwann hat er mir den Zündschlüssel seines Porsche zugeworfen und gemeint: ‚Warum holst Du uns nicht kurz ein Bier?‘ Ich konnte mein Glück kaum fassen, bin sofort los, bevor er es sich anders überlegt und als ich am Laden ankam, hatte ich das Geld vergessen. Und musste noch mal fahren.“ Ganz schade. Tenn grinst. „Ich habe alles abgespeichert, für immer. Den Sound. Das Feeling. Was sich damals bei mir festgekrallt hat: Der Porsche-Spirit ist nichts Ausgrenzendes, er ist nicht exklusiv. Als echter Fan will man die Begeisterung teilen. Porsche, das ist für alle.“

Pause. Nachdenken. Sich freuen. Und dann klopft Tenn mit beiden Händen auf die Oberschenkel, springt auf: „Wollen wir los? Ich bin echt gespannt.“ Der Grund für die Vorfreude steht unten in der Einfahrt. Weiß, elektrisch, stark: der Taycan Turbo. Natürlich wird auch diese Fahrt brüderlich geteilt. Tenn darf den Taycan erleben, wir Bangkok. Faire Sache.

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Bangkok nach Mitternacht
Souverän zieht der Taycan Turbo durch den Lichterglanz der Hauptstadt.

Es wird turbulent und explosiv, verwirrend und mitreißend, die südostasiatische Metropole überschüttet uns mit Eindrücken. Alte Tempel blühen wie seltene Blumen zwischen Beton und Asphalt, einstöckige Straßenzüge mit bröckelnden Stuckfassaden drängen sich um moderne Wolkenkratzer, Gerüche und Farben in psychedelischer Intensität strudeln uns in einen regelrechten Sog. Der elektrische Porsche scheint sich schnell mit dieser wilden Stadt anzufreunden. Lässig wirft er sich ins Getümmel, sprintet mit epochaler Elektropower von Ampel zu Ampel und hat für jede noch so enge Situation ein paar hakenschlagende Tricks auf Lager: trocken zupackende Bremsen, auch im Stakkato präzise das Handling und immer wieder die ansatzlos in den guten Seitenhalt der Sitze drückende Kraft der E-Motoren. Tenn ist ansteigend begeistert: „Hey, ich war schon skeptisch, aber die Porsche-DNA ist total da. Design, Dashboard, Instrumente, Look und Feel – Porsche puristisch pur. Heimat. Und die Performance ist ergreifend!“ Dann beginnt er zu rechnen: „Für Bangkok ist der Taycan perfekt. Mit einer Batterieladung könnte ich eine Woche lang fahren, bevor ich hier überhaupt ans Laden denken müsste.“

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Triumphbogen im Pagoden-Stil
Der Taycan surft mit typischer Sportwagen-Lässigkeit durch den Kreisverkehr.

Der weiße 911 SWB und der gelbe 993 GT2 sind die ganze Zeit mitgeschwommen durchs bunte Meer der Lichter, wirken vom überdrehten Rhythmus der Metropole tatsächlich etwas verschwitzt und scheinen sich jetzt zu melden. „Hey“, nörgeln sie mit keuchendem Boxertrommeln und pfeifenden Turboladern: „Sobald du dann wieder im Staub der Langstrecke unterwegs bist, nach Norden oder Süden, raus aus der Stadt, hast du mit der Elektromaschine keine Chance gegen unsere zornigen Triebwerke. Die Straßen Thailands sind gut, aber du kannst nicht überall tanken …“ Tenn scheint nicht zuzuhören. Er überlegt. „Vielleicht ist das ja die Magie des Elektroautos: Du willst dir wieder fremde Wege suchen, alles neu entdecken, noch einmal von vorn beginnen. Techno statt Rock ’n’ Roll, aber mit genau demselben Punch. Mit unfassbar starker Emotion. Ich bin ein Fan.“

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Porsche im Wohnzimmer
Im 911 3,3-Liter-Turbo von 1986 mit klassischen Modifikationen der Epoche geht Tenn gerne auch mal auf die Langstrecke bis hinunter nach Malaysia.

Dass wir jetzt erst recht weiterfahren, ist mehr als logisch. Bangkok hat uns in festem Griff. Der weiße Wagen flüstert dahin, segelt durch die Dämmerung und hinein in eine hell erleuchtete Stadt. Eben noch verwandelt er sich für einen Zwischensprint in glühende Energie, Tenn schüttelt fassungslos den Kopf: „Das Auto passt so gut zu dieser Stadt mit ihren Kontrasten zwischen traditionellen Tempeln und schonungsloser Moderne. Genauso ist der Taycan eine unglaubliche Mischung aus vertrauten Gefühlen und ganz neuer Inspiration.“ Tenn kneift einen Moment lang die Augen zu, er scheint ein anderes Bild zu jagen: „Früher hatte man bei Videodrehs ab morgens um drei oder vier Bangkok für sich. Heute ist das anders. Bangkok ist niemals müde. Der Taycan fühlt sich ähnlich an. Er ist always on. Hellwach.“

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Statt Grau
Seit den Bukruk-Streetart-Festivals 2013 und 2016 wird Bangkok zunehmend bunt.

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„Das Treffen“ 2019

Trotz mittlerweile fast 1.000 Besuchern und 380 Autos zeichnete sich „Das Treffen 4“ vor wenigen Wochen in Bangkok weiterhin durch seinen familiären Charakter aus. Und Organisator Tenn will weiter wachsen: „Es gibt noch zahlreiche weitere Porsche in Thailand, Malaysia und Singapur. Noch viel mehr Freundschaft.“

Text Ben Winter
Fotos Stefan Bogner