Porsche - Die Edelschmiede

Die Edelschmiede

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Liebt die Details
Karl-Heinz Volz leitet die Exclusive Manufaktur Optionen.

In der Porsche Exclusive Manufaktur entstehen Unikate nach Kundenwunsch. Fahrzeuge, die schon ab Werk überzeugen, erhalten dort das i Tüpfelchen der Individualisierung. Dazu gehört manchmal auch ein Schuss Extravaganz.

Es gibt einen Ort, an dem Wünsche wahr werden. An dem Porsche Enthusiasten ihren Vorstellungen freien Lauf lassen können, um ihren ganz persönlichen Fahrzeugtraum zu gestalten. Wo Fantasien wie aufwendig gefertigte Endrohre oder ein auf die Lippenstiftfarbe abgestimmtes Interieur Wirklichkeit werden und hochwertige Kleinserien entstehen. Der Ort, an dem das alles stattfindet, ist ein unscheinbares Gebäude auf dem Werksgelände in Zuffenhausen. Darin befindet sich eine akribisch aufgeräumte Werkstatt mit mehreren Montagebuchten und einem Showroom. Alles zwischen den weißgetünchten Wänden und dem blankpolierten Boden strahlt Professionalität und Präzision aus. Große Maschinen sucht man dort vergeblich, das wichtigste Werkzeug sind menschliche Hände. In diesen Räumen arbeitet ein Team aus 30 Fachleuten an exklusiven Fahrzeugveredelungen. Einer davon ist Jan-Robin Horak. Auch für den gelernten Lackierermeister ist in der Porsche Exclusive Manufaktur ein Traum wahr geworden: „Ich habe schon als Kind gesagt, dass ich eines Tages hier arbeiten möchte. Denn jedes Fahrzeug, das hier entsteht, ist etwas ganz Besonderes“, sagt er. Der Kunde kann im Porsche Konfigurator eine der 700 Optionen der Porsche Exclusive Manufaktur für die persönliche Note am Fahrzeug auswählen. Horak ist gerade dabei, goldfarbene Schriftzüge an eine 911 Targa 4S Heritage Design Edition in Cherrymetallic anzubringen. Auch wenn die Edition limitiert ist, haben 911 Enthusiasten die Möglichkeit, ihren Neuwagen durch das Heritage Design Paket Pure mit ausgesuchten Details der Edition veredeln zu lassen, etwa mit Kordsamt für die Sitzmittelbahn oder mit grünen Ziffern im Kombiinstrument.

Der Kunde als Designer

Der erste Kunde, der mit einem Individualisierungswunsch auf Porsche zuging, war ein deutscher Großindustrieller. Er bestellte sich 1962 ein Porsche 356 B Coupé und dazu als Extra einen Heckscheibenwischer. Im Lauf der Zeit kamen immer mehr Anfragen von Porsche Besitzern hinzu, weshalb 1978 die „Sonderwunschabteilung“ gegründet wurde, der Vorgänger der heutigen Exclusive Manufaktur. Seitdem hat sich der Name geändert, doch die Mission ist dieselbe geblieben: Mit viel Handwerkskunst und Liebe zum Detail entstehen in der Porsche Exclusive Manufaktur Unikate auf vier Rädern. „Der Kunde wird dabei zum Designer, der seine Vorstellung von einem geschmackvollen Fahrzeug umsetzt“, sagt Karl-Heinz Volz, Leiter Exclusive Manufaktur Optionen. Und weil Geschmack vielfältig ist, gibt es eine Fülle an Optionen. Das fängt mit der Auswahl der Ziernähte im Konfigurator an und erreicht mit den „kundenindividuellen Wünschen“ seinen Höhepunkt. Unter diesem Begriff fasst Porsche jene Kundenanfragen zusammen, die das Individualisierungslevel maximal ausreizen. Denn abgesehen von Änderungen an der Karosserieform ist in der Porsche Exclusive Manufaktur nahezu alles möglich, was Technik, Ethik und die Gesetze zulassen.

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Porsche Exclusive Manufaktur
Jan-Robin Horak arbeitet an einer 911 Targa 4S Heritage Design Edition. Die Edition zitiert Modelle aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren wie den Porsche 356.

Leder vom eigenen Zuchtrind

So wurden beispielsweise die eingangs erwähnten Endrohre während der 1980er-Jahre tatsächlich vergoldet am Porsche 959 eines arabischen Prinzen angebracht. Ein anderer Kunde ließ die Nieten an den Radhausblenden seines 993 GT2 mit Diamanten besetzen. Ein Landwirt aus den USA wiederum brachte für das Interieur eigenes Leder mit, das von Tieren aus seiner Zucht stammte. Auch aus Deutschland erreichen viele kundenindividuelle Wünsche die Porsche Exclusive Manufaktur. „Allerdings sind diese eher dezent“, so Volz. „Meist handelt es sich dabei um Veredelungen, die selbst Kenner erst auf den zweiten Blick wahrnehmen.“ Dazu zählt etwa die Anpassung der Beleuchtungsfarbe in den Einstiegsblenden oder die Belederung des Kofferraums. Insgesamt machen diese Spezialwünsche nur drei Prozent der jährlich rund 30.000 Fahrzeuge aus, die aktuell die Porsche Exclusive Manufakturen pro Jahr standortübergreifend durchlaufen. Der Großteil der Kunden nutzt die ohnehin schon vielfältigen Möglichkeiten des Konfigurators. Auch die mit feinstem Spaltleder überzogenen Luftdüsenlamellen, die Horak im Interieur der 911 Targa 4S Heritage Design Edition einbaut, sind dort als Option hinterlegt – und ein weiterer Beleg für die aufwendige Handarbeit, die bereits mit der Produktion der Manufakturteile beginnt.

Stoff für große Träume

Für ihre Exclusive Series – limitierte Kleinserien und Sondereditionen – entwickelt die Porsche Exclusive Manufaktur sogar neue Werkstoffe. Im Interieur der in Goldgelbmetallic lackierten 911 Turbo S Exclusive Series befinden sich beispielsweise Carbon Dekorleisten mit eingewobenen Kupferfäden. Das dazu notwendige Verfahren galt lange Zeit als praktisch nicht anwendbar, doch Porsche schaffte die Umsetzung – so erhalten die Bauteile nun einen rötlichen Goldschimmer. Für Volz steht dieses Beispiel einer Exclusive Series exemplarisch für eine gelungene Fahrzeugindividualisierung: „Sie enthält das, was guten Geschmack für mich ausmacht: Reduktion, etwa bei den Farben, und eine Wiederholung von Elementen. In diesem Fall zieht sich Carbon als wiederkehrendes Thema durch das Exterieur und das Fahrzeuginnere“, erklärt er. Künftig gehe der Trend zu einer wachsenden Personalisierung. Dann könne der Kunde einzelne Fahrzeugteile stärker anpassen und beispielsweise nicht nur die Farbe des Schlüssels wählen, sondern diesen auch mit einem Muster versehen. Daraus ergeben sich viele neue Möglichkeiten. Es darf künftig also noch detaillierter geträumt werden.

Text Micha Betz
Fotos Victor Jon Goico