Porsche - Goldene Zeiten

Goldene Zeiten

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Rallye-Feeling einst und heute:
Walter Röhrl mit Christian Geistdörfer in Action (Foto linke Seite). Und nun, 40 Jahre später, Röhrl im Porsche 924 Carrera GTS Rallye von damals – eine Zeitreise.

Der Porsche 924 Carrera GTS Rallye, mit dem Walter Röhrl vor 40 Jahren erfolgreich war, ist wieder fahrbereit. Eine gute Gelegenheit, um mit dem Ausnahme-Rallyefahrer über zurückliegende und künftige Abenteuer zu sprechen.

Ob er ein Abenteurer sei? Die Frage belustigt Walter Röhrl sichtlich. Der hochgewachsene 74-Jährige, der als einer der besten und erfolgreichsten Rallyefahrer aller Zeiten gilt, lacht: „Ich bin eher das Gegenteil eines Abenteurers. Ich würde sogar sagen, dass ich feige bin.“ Das sei während der gesamten zurückliegenden 50 Jahre seiner Rallyekarriere so gewesen. „Bei mir muss alles gut kalkuliert und geplant sein. Risiken habe ich immer knallhart bewertet und mit Vernunft abgewogen, wie weit ich gehen kann. Manche Sachen habe ich dann einfach nicht gemacht.“ Das habe ihn stets davor bewahrt, Schaden zu nehmen: „Ich war nie ernsthaft verletzt“, so der Ausnahme-Rallyepilot.

Sein Prinzip der Gefahrenminimierung gilt für Motorsport-Wettbewerbe ebenso wie für seine Hobbys, zum Beispiel Skitourengehen. „Ich habe bereits einige Kameraden verloren, die bei solchen Unternehmungen ums Leben gekommen sind“, erzählt Röhrl, „zu meiner Frau habe ich gesagt, dass ich auf keinen Fall in einer Lawine sterben möchte.“ Eine Lebensphilosophie, die für Walter Röhrl typisch ist: Pragmatismus pur, gemischt mit einer gehörigen Portion trockenem Humor – und viel Erfahrung.

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Walter Röhrls „Traumauto“

Doch selbst einen Profi wie Walter Röhrl kann man aus der Reserve locken. So wie kurz nach seinem 74. Geburtstag am 7. März – da bekommt er einen Überraschungsbesuch aus dem Porsche Museum. Nicht etwa ein neuer 718 Boxster – wie von Porsche angekündigt – fährt in Röhrls Wohnort in Sankt Englmar im Bayerischen Wald vor. Stattdessen steigt sein früherer Wegbegleiter Roland Kussmaul, ehemaliger Rallyefahrer und Entwicklungsingenieur bei Porsche, aus einem goldmetallicfarbenen Porsche 924 Carrera GTS Rallye, Baujahr 1981. Walter Röhrl ist perplex. Mit diesem Fahrzeug hatte er vor exakt 40 Jahren große Erfolge im Rallyesport eingefahren. Die Überraschung ist gelungen. „Das ist wie eine Zeitreise“, sagt der zweifache Rallyeweltmeister beim Anblick seines Traumautos aus vergangenen Tagen, „ich hätte nie gedacht, dass es noch einmal auf die Straße kommt.“ Beim Einsteigen habe sich alles noch ein wenig fremd angefühlt, „aber nach 10, 15 Minuten war ich wieder vertraut mit dem Fahrzeug, habe gemerkt, dass es macht, was ich will“, so Röhrl erfreut. Sportlich über die Landstraßen fahren, auf einem Schotterparkplatz im Kreis driften: Gelernt ist eben gelernt. „Da fühle ich mich gleich 40 Jahre jünger.“ Das war erst der Auftakt mit dem 924, das Porsche Museum plant weitere Aktivitäten mit Röhrl und dem Rallyerennwagen.

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Das Fahrgefühl hat sich nicht verändert:
Abenteuer pur – vor 40 Jahren haben Walter Röhrls Rennfahrerkollegen Jürgen Barth und Roland Kussmaul (v.l.n.r.) den Porsche 924 Carrera GTS zum Rallyefahrzeug entwickelt und aufgebaut. Nun ist es wieder „fit“.

200 Stunden für Aufbereitung

Der Porsche 924 Carrera GTS Rallye stand am Anfang einer langen Beziehung zwischen Mensch und Maschine – und sein erster Einsatz bei der Deutschen Rallye- Meisterschaft 1981 war doch so etwas wie ein Abenteuer. Walter Röhrl: „Im Prinzip wurde damals ein Straßenauto unter großem Zeitdruck und Stress in wenigen Wochen zum Rallyerennwagen umgebaut. Dass ein Turbomotor in das Fahrzeug eingebaut wurde: komplettes Neuland. Dass in der Kürze der Zeit für die erste Rallye noch nicht alles perfekt eingestellt werden konnte: Berufsrisiko. „Auf schlechten

Straßen war das Auto im Geradeauslauf problematisch.“ Nach dem ersten Wettbewerb habe man das Fahrzeug jedoch zügig immer weiter verbessert. Ein perfektes Arbeitsgerät: Röhrl gibt Gas – und fährt allen davon.

Nun ist der Porsche 924 Carrera GTS Rallye also wieder fahrbereit. Rund 200 Arbeitsstunden haben die Experten der historischen Motorsportabteilung im Porsche Entwicklungszentrum in Weissach im Auftrag des Porsche Museums in die Aufbereitung des Fahrzeugs investiert. „Komponenten wie Leitungen, Behälter, Schläuche, Dichtungen oder die Kraftstoffanlage wurden ausgetauscht, ansonsten haben wir eine große Wartung gemacht“, berichtet Kuno Werner, Leiter der Porsche Museumswerkstatt im Porsche Museum, „wir haben jedoch darauf geachtet, dass möglichst

Originalbauteile verwendet werden und das Fahrzeug nicht überrestauriert wird.“ Will heißen: „Man darf ruhig sehen, dass dieser Porsche viele Rallyes hinter sich hat“, so Werner.

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„Da fühle ich mich gleich 40 Jahre jünger.“
Walter Röhrl

Kuno Werner, technischer Hüter der Sammlung von rund 700 Porsche Fahrzeugen, ist sehr zufrieden mit dem Coup des Porsche Museums: „Walter Röhrl und Porsche verbindet eine mehr als 25-jährige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Den Porsche 924 Carrera GTS Rallye wiederaktiv einsetzen zu können, der Walter einst den Weg zu Porsche geebnet hatte, freut uns besonders.“ Röhrl ist Porsche treu geblieben. Sein derzeitiges Lieblingsfahrzeug? „Ein Porsche 911 Turbo, das beste und souveränste Auto, das ich kenne“, kommt wie aus der Pistole geschossen, „damit kann meine Frau zum Einkaufen fahren – und ich auf die Rennstrecke.“ Farbe? Silber. „Ich kann mir keine auffällige Farbgebung leisten, ich falle selber genug auf“, sagt er und lacht. Da ist er wieder, Röhrls unverwechselbarer Humor.

Schottland mit dem Oldtimer

Ob Walter Röhrl in Zukunft doch noch Lust auf eine echte Herausforderung hat – und wenn ja, auf welche dann? „Ich würde gerne in einem meiner Oldtimer mit meiner Fraudurch Schottland fahren. Doch ich habe noch nie in meinem Leben ein Hotelzimmer gebucht oder eine Reise organisiert, das haben immer andere für mich gemacht.“ Sie existieren also doch, die Abenteuer in Walter Röhrls Leben …

Text Andrea Weller
Fotos PORSCHE ARCHIV, PORSCHE AG

Ein Video zu Walter Röhrls Porsche 924 Carrera GTS Rallye gibt es hier.