Die Magie der Kreativität
Der Ursprung aller neuen Ideen liegt in der Kreativität. Sie schafft Lösungen, aber sie verzaubert uns auch. Gemeinsam mit Dörte Spengler-Ahrens, Präsidentin des Art Directors Club für Deutschland, haben wir auf der Fahrt im
In rhythmischem Takt klatscht das Wasser der Elbe gegen die Mauern am Hamburger Fischmarkt. Es klingt ein bisschen wie Applaus für Dörte Spengler-Ahrens, die in der Dunkelheit die Tür des
„Kreativität bewegt: bezaubert, begeistert, betrübt und betört.“
Die perfekte Begleitung an diesem Abend? Der 450 PS starke 911 in Aventuringrünmetallic, den sie sich für diese Verabredung gewünscht hat. Schon bei ihrer ersten Begegnung hat er sie begeistert. Der Sportwagen hat genau das mit ihr gemacht, was sie sonst in ihrer täglichen Arbeit mit Kampagnen bei anderen Menschen hervorrufen will: sie berühren, Emotionen wecken, etwas in ihnen auslösen. „Kreativität bewegt: bezaubert, begeistert, betrübt und betört. Ohne Kreativität gibt es kein Neu und kein Wow“, sagt sie. „Kreativität muss etwas mit dir machen. Diese Magie, die sie haben sollte, nennen wir Momentum.“ Das ist lateinisch und steht für Wirkung.
Für Dörte Spengler-Ahrens, die als Art- Direktorin in der Werbebranche angefangen hat, danach als Texterin arbeitete, in sehr kurzer Zeit zur Kreativdirektorin aufstieg und schließlich leitende Positionen in verschiedenen Agenturen übernahm, ist der Beruf eine Berufung. Und Kreativität ein Schlüssel zu ihrem persönlichen Glück. „Besonders dann, wenn du in diesem einen schöpferischen Moment eine Idee hast. Das löst ein Gefühl aus, wie es ein 100-Meter-Sprinter empfindet, wenn er einen neuen Weltrekord aufstellt“, sagt sie.
Inzwischen sitzt die Frau, deren rote Lippen ihr Markenzeichen geworden sind, auf einer Mauer am Billhafen bei den Elbbrücken und schaut in die Ferne. Im Hintergrund rattert eine S-Bahn vorbei. Daneben ein alter Löschkran, auf dem sich zahlreiche Graffiti-Künstler verewigt haben. Ist das Kunst? Und was verstehen wir eigentlich darunter? Für viele mag der Begriff Kreativität abstrakt klingen. Nicht greifbar. Wie eine Superkraft, die besonders kostbar und nur wenigen Menschen vorbehalten ist. Dabei begegnet sie uns ständig. Manchmal nur etwas versteckt. Und in alltäglicheren Dingen, als wir vermuten.
Kreativität ist überall
„Man ist sich gar nicht bewusst, dass man permanent von Kreativität umgeben ist“, sagt Spengler-Ahrens. Sie zeigt auf den
Es ist also keineswegs nur eine schöpferische Kraft, die wir in der Kunst oder Werbung wiederfinden. Kreativität löst Probleme. Und sie ist laut Spengler-Ahrens die Voraussetzung für Wandel, für neues Denken, für jede Form von Innovation. Ein wichtiger Baustein für unsere Zukunft. Denn sie schafft Lösungen für die Wirtschaft, für die Gesellschaft, für die Wissenschaft. „Ob es Katastrophen sind, eine Pandemie, ob neue Arbeitssituationen oder Umweltthemen – es war noch nie so viel Kreativität gefragt, wie in der heutigen Zeit“, sagt Spengler-Ahrens, die regelmäßig Vorträge zu diesem Themat hält. „Allen voran in der Mobilitätsbranche, wo ja eine große Transformation in Richtung Elektromobilität stattfindet. Dafür ist Kreativität ein großer Antrieb. Sie ist die Grundvoraussetzung, um den Status quo zu verändern.“
Eine Eigenschaft, die sie an
Auch Spengler-Ahrens ist eine Frau, die sich ihres Erfolgs bewusst ist. Die genau weiß, was sie will, und das mit ihrer kräftigen und einprägsamen Stimme immer wieder unterstreicht. Sie kaufte sich bereits mit 14 Jahren ihr erstes
„Es gab eine Zeit in meinem Leben, da ging es mir nicht so gut. Meine Ärztin und ich haben verschiedene Möglichkeiten besprochen. Beim nächsten Besuch sagte ich ihr wahrheitsgemäß, dass ich statt auf ihre Medikamente auf eine
Gemeinsam neue Ideen entwickeln
Das spürt sie wieder in genau diesem Moment, als sie hoch auf der Köhlbrandbrücke – der Golden Gate Bridge von Hamburg – auf das Gaspedal des 911 tritt. Rundherum tänzelt der Dampf aus den Schornsteinen des umliegenden Industrieviertels, der typische 911-Klang ist der passende Soundtrack. „Das ist einfach ein Megagefühl, wie schwebend im Raum“, sagt sie. Ohne diese beflügelnden Momente sind für sie keine bahnbrechenden Ideen möglich. Denn um kreativ zu sein, braucht es eine gewisse Ausgeglichenheit. Spengler-Ahrens entspannt am liebsten beim Kochen mit Mann Tobias und Sohn Bela in ihrem eklektisch eingerichteten Zuhause in Hamburg Eppendorf, wo bunte Anemonen-Sträuße auf minimalistische Betonwände treffen.
Um beruflich neue Inspirationen zu entwickeln, sehnt sie sich nicht nach ausgefallenen Orten. „Für mich ist das Briefing wichtig und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Gemeinsam an etwas zu feilen, es noch besser zu machen. Das ist mein Antrieb. Wenn du nach Hause gehst, brüten die Dinge noch in dir. Manchmal liege ich nachts wach, und dann ist da dieser Heureka Moment: Das ist es. Das ist die Idee.“
Während manche Menschen sich geradezu quälen müssen und lange auf solche Eingebungen warten, scheint Spengler-Ahrens einfach viel Talent zu haben. Denn lernen kann man Kreativität ihrer Meinung nach nicht – selbst nicht mithilfe von bestimmten Techniken. „Man muss das ein bisschen in sich haben“, sagt sie. „Darauf kann man aufbauen und sie weiterentwickeln. Es fängt ja nicht jeder Kreative als Meister an. Wenn man kein schöpferisches Talent hat, dann ahmt man nur nach. Etwa so wie mit Malen nach Zahlen. Das ist aber nicht schlimm.“
Sie selbst bezeichnet sich als kreative Irre. Warum? Weil kreative Ideen meist nicht ausreichen, sondern darüber hinaus viel Mut gefordert ist. „Das Neue regt meistens auf. Wenn es das nicht tut, ist es nichts Besonderes. Allerdings ist die häufigste Reaktion auf etwas Neues Ablehnung“, sagt sie. „Wahre Kreativität erkennt man an dem Mut, es trotzdem zu machen.“
Ein Satz, der typisch für Dörte Spengler-Ahrens ist. Denn wenn sie eines im Leben und bei ihren Mitmenschen schätzt, dann Geradlinigkeit und Authentizität. Zwei Eigenschaften, die sie auch mit
Text Bianca Leppert
Fotos Benne Ochs