Offene Sprechstunde
Unterwegs in Berlin mit Schauspieler und Synchronsprecher Dietmar Wunder
Sein Sound ist einzigartig: kraftvoll und sanft, sonor und lebendig, seriös und verschmitzt. Mühelos vereint Dietmar Wunder, was gegensätzlicher nicht sein könnte. Dass der Synchronsprecher gelegentlich als „Stimm-Wunder“ bezeichnet wird, kommt also nicht von ungefähr. In der Tat ist er ein stimmliches Phänomen.
Dietmar Wunder ist wandelbar wie kaum ein anderer: Man kennt ihn nicht nur als die deutsche Stimme von James-Bond-Darsteller Daniel Craig, sondern auch als diejenige von Comedian Adam Sandler, Oscar-Gewinner Sam Rockwell und Marvel-Star Don Cheadle. Neben Hollywood-Produktionen spricht der ausgebildete Schauspieler zudem Hörbücher, Hörspiele und Dokumentationen ein, führt außerdem selbst erfolgreich Synchronregie. Und: Dietmar Wunder leiht der Marke
Sein Name ist Wunder, Dietmar Wunder
Die Tür schwingt auf und herein kommt pure Energie: Synchronsprecher Dietmar Wunder läuft strahlend auf uns zu. Wir sind mit ihm im Baci‘s verabredet. In dem kleinen Café in Dahlem trinkt der Berliner gern einen Cappuccino, während er sich auf die Arbeit im Studio vorbereitet. Heute steht jedoch etwas anderes auf dem Programm – Dietmar will uns Orte in und um die Hauptstadt zeigen, die für ihn von Bedeutung sind.
Vor dem Café wartet ein
Bevor es losgeht, packt Dietmar aus: eine Klappbrille von
Nachdem das Optikgeschäft geschlossen worden war, haben die Wunders ein paar besonders schöne Schmuckstücke aufgehoben. Die
Energiegeladen
Nach einem schnellen Cappuccino geht es los. Dietmar wirft seine kleine Tasche in den großen Kofferraum des
Deshalb schlagen wir einen Umweg vor. Auf dem Weg in Richtung Süden klart der Himmel auf. Eine gute Gelegenheit, im Grunewald die Vielseitigkeit des
Traumfabrik
Es geht zurück auf den Asphalt, weiter nach Babelsberg – dem ältesten Filmstudio der Welt. Es ist regelmäßig an großen Hollywood-Produktionen beteiligt, unter anderem auch am James-Bond-Streifen Casino Royale. Für Dietmar ein ganz besonderer Film: Mit ihm hat er sich als deutsche Stimme von Hauptdarsteller Daniel Craig fest etabliert. Und damit ging – indirekt zumindest – ein Jugendtraum in Erfüllung. Seit Dietmar als Teenager Sean Connery in der Rolle des Doppelnullagenten gesehen hatte, wünschte er sich, selbst Schauspieler zu werden. 2006 sollte Daniel Craig nun also erstmals als 007 antreten. Gefühlt jeder Synchronsprecher des Landes wurde zum Casting eingeladen – auch Dietmar. „Allein die Szene fürs Probesprechen zu synchronisieren, war die Erfüllung schlechthin. Selbst wenn es nur für die Tonne gewesen wäre …“
Es war nicht für Tonne. „Nach einem zweiten Probesprechen klingelte mein Handy. Ich stand gerade auf der Straße, Einkaufstüten in der Hand. Der Produktionsleiter war dran und sagte nur: ‚Dietmar, du arbeitest jetzt für den Geheimdienst Ihrer Majestät.‘“
Multitalent
Wir finden uns bei „Hermes Synchron“ ein, dem Synchronstudio von Dietmar Wunders Bruder Christian auf dem Gelände von Studio Babelsberg. Dort dürfen wir miterleben, wie ein paar Szenen eingesprochen werden. Schon beim ersten Satz fehlen uns die Worte: Wir sehen Dietmar – aber wir hören Adam Sandler. Kurz darauf wechselt das „Stimm-Wunder“ uns zuliebe unvermittelt zu Daniel Craig, dann wieder zu seiner „echten“ Stimme. Wobei – echt klingen sie alle. Und das ist das große Talent: Dietmar versetzt sich nicht nur in die Person des Schauspielers, dem er eine eigene, unverwechselbare Stimme gibt, sondern schlüpft gemeinsam mit dem Darsteller noch dazu in die Figur, die dieser im jeweiligen Film verkörpert. Da macht sich das Schauspielstudium bezahlt, das Wunder dann absolviert hat, nachdem ihm mit Mitte 20 klar geworden war, dass Brillen nicht sein Leben sind. Und er hat es keinen Tag bereut: „Ich lebe meinen Traum. Mein Job fühlt sich nicht nach Arbeit an. Das, was ich Tag für Tag tun darf, ist meine Leidenschaft.“
Diese Leidenschaft setzt Dietmar auch in der Synchronregie ein. So zeichnete das Multitalent etwa für die deutsche Fassung des oscarprämierten Scorsese-Meisterwerks Departed – Unter Feinden verantwortlich. Und er führte Dialogregie in Steven Spielbergs Historienfilm Bridge of Spies – Der Unterhändler. Bevor es zurück in die Stadt geht, machen wir deshalb noch einen Abstecher zur Glienicker Brücke – auf die sich der Filmtitel bezieht. Bis 1989 ein Symbol der deutschen Teilung steht sie heute für die Wiedervereinigung. Und während wir über die Havel fahren, denken wir darüber nach, dass es immer wieder faszinierend ist, wenn sich scheinbar Gegensätzliches miteinander vereint.