Formel E – wie Erfolg
Gabriela Jílková simuliert – und das mit großem Erfolg: Die 28-jährige Rennfahrerin unterstützt das TAG Heuer
Im Rennsport sind es nicht nur die Fahrer im Cockpit, die für die entscheidenden Momente sorgen. Ein ganzes Team arbeitet im Hintergrund daran, den nächsten Erfolg einzufahren. Das gilt besonders in der Formel E – denn in der rein elektrischen Rennserie geht es natürlich um Geschwindigkeit, aber eben auch um Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und taktisches Kalkül. Allerdings stehen den Rennteams nur wenige Testtage zur Verfügung. Und da kommt Gabriela Jílková ins Spiel – ihre Arbeit im Simulator ist deshalb umso wichtiger.
„Motorsport ist für mich das Beste auf der Welt.“
Für Jílkovás Job muss man ein guter Rennfahrer sein, vor allem aber ein Teamplayer: „Es geht darum, kleinste Unterschiede sehr schnell zu erkennen und die Folgen zu verstehen: Hat sich durch eine Anpassung etwas verbessert? Wenn ja, führt es an anderer Stelle zu einer Verschlechterung? Anders als beim echten Fahrzeug kann unser SIM-Team die Abstimmung in Sekunden verändern. So testen wir in kürzester Zeit jede Menge Kombinationen.“
Der „SIM“, wie die Speed-Profis den Rennsimulator abkürzen, steht in Weissach. Hier fährt die erfahrene Motorsportpilotin am Tag vor den Rennen die Strecke virtuell ab. Das authentische Cockpit, eine riesige Kinoleinwand und die Hydraulik machen die Testsituation noch realistischer. „Es ist der beste Simulator, in dem ich jemals gesessen habe“, sagt Jílková. „Im SIM prüfe ich, wie sich das Fahrzeug auf dem jeweiligen Kurs verhält, und gebe den Ingenieuren Feedback. Wie ist der Grip auf dem jeweiligen Asphalt? Gibt es Bodenwellen? Entspricht der Aufbau des Rennkurses genau dem, den die Fahrer aus der Simulation kennen, oder muss ich auf Abweichungen hinweisen?“
Für Jílkovás Job muss man ein guter Rennfahrer sein, vor allem aber ein Teamplayer: „Es geht darum, kleinste Unterschiede sehr schnell zu erkennen und die Folgen zu verstehen: Hat sich durch eine Anpassung etwas verbessert? Wenn ja, führt es an anderer Stelle zu einer Verschlechterung? Anders als beim echten Fahrzeug kann unser SIM-Team die Abstimmung in Sekunden verändern. So testen wir in kürzester Zeit jede Menge Kombinationen.“
Vom Test zur Taktik
Gabriela Jílkovás Aufgaben gehen über die reine Abstimmung des Fahrzeugs hinaus. Ihre Analysen beeinflussen auch Rennstrategie und -taktik. So verlangen zum Beispiel die Regeln des E-Prix, dass während eines Rennens jeder Fahrer neben dem regulären Fahrmodus (300 kW) zweimal den Attack-Modus aktiviert. Dafür muss er durch eine bestimmte Zone abseits der eigentlichen Rennlinie fahren. Das kostet zwar Zeit, erhöht aber die Leistung des Elektromotors vorübergehend um 50 kW und hilft beim Überholen oder Verteidigen. „Meine Aufgabe ist es, im SIM durchzuspielen, wie sich das Fahrzeug mit der größeren Leistung verhält. Auf dieser Basis können Team und Fahrer den Attack-Modus taktisch am cleversten einsetzen.“
Rund acht Stunden dauern die Tests und Analysen. Wenn die Elektroboliden dann am Publikum vorbeisurren, hat Gabriela Jílková ihre Arbeit schon hinter sich. Nach Hause geht sie deshalb noch lange nicht. Gemeinsam mit dem Rest des SIM-Teams verfolgt sie das Rennen. Und wenn wieder einmal ein Werksfahrer auf dem Siegerpodest landet, haben in Weissach gedanklich alle einen Fuß mit auf dem Treppchen.
Formula E
Die ABB FIA Formula E World Championship – so der offizielle Titel der Formel E – lässt im inzwischen zehnten Jahr die Herzen von Rennsportfans höherschlagen. Die Läufe der internationalen Serie werden auf rund drei Kilometer langen Stadtkursen in der ganzen Welt ausgetragen. Elf Teams mit insgesamt 22 Fahrern treten gegeneinander an. Das Chassis aller Boliden ist gleich, die E-Antriebe entwickeln die Hersteller jedoch selbst. Das TAG Heuer
Gabriela JÍLKOVÁ
Gabriela Jílková lebt ihren Traum. Schon seit sie mit acht Jahren ihr erstes Gokart sah, war sie vom Motorsport fasziniert. Heute, rund 20 Jahre später, ist die Begeisterung nur noch größer. Selbst ein Rennunfall mit zehn gebrochenen Wirbeln konnte daran nichts ändern, Jílková kämpfte sich zurück – und nach vorn. Sie fährt erfolgreich in den Rennserien GT4 und LMP3.
Text Ariane Lattke
Fotos Roserbrothers,