Steile Lernkurve
Ob prickelnde Champagnerdusche oder bittere Ernüchterung – darüber entscheidet im Motorsport am Ende die Technik. Das gilt für das Fahrzeug genauso wie für den Fahrer. Deshalb feilen Nachwuchspiloten im
Sie sind jung, sie sind talentiert – und sie wollen nach ganz vorn: die acht Fahrer, die es in den Talent Pool des
Werkzeugkasten
Handwerkszeug braucht es jede Menge: Fahrerische Fähigkeiten bringen die jungen Männer bereits mit – sonst hätten sie es gar nicht erst in den Talent Pool geschafft. Nun geht es darum, sich Techniken in Bereichen anzueignen, die darüber hinausgehen. Sie lernen, die eigenen Renndaten und die ihrer Kollegen zu analysieren, erhalten individuelle Trainings- und Ernährungspläne. Dazu kommen Übungen, um mentale Stärke aufzubauen, sowie Presse- und Medientraining. Kompetenzen, die den Sprung vom reinen Hobbypiloten zum professionellen Rennfahrer erst möglich machen.
„Beim Talent Pool geht es darum, den Job des Rennfahrers in all seinen Facetten zu erlernen.“
Kurvendiskussion
Theo Oeverhaus – genau wie CJ 19 Jahre alt – ist bereits seit der Saison 2023 im
Schon bald zeigte sich, dass Theo den Bogen raushatte. Trotzdem hatte er irgendwann das Gefühl, nicht mehr weiterzukommen. „Es gab keine Top-Teamkollegen, von denen ich etwas lernen konnte“, erklärt er. Das änderte sich schlagartig mit dem
„Strecken, die ich noch nie gefahren bin, trainiere ich intensiv zu Hause am Simulator.“
Sportfreunde
Ein großer Teil der Arbeit im Motorsport spielt sich im Kopf ab. Damit es den auf der Strecke nicht durchschüttelt, muss ein Pilot körperlich absolut fit sein. Schließlich zerrt das Mehrfache der Erdanziehungskraft in jeder einzelnen Kurve an seinem Nacken. Untrainiert ist das nicht durchzustehen.
Gian Luca Tüccaroglu – wie CJ und Theo 19 Jahre alt und seit dieser Saison Mitglied im
Im Juni hat Gian Luca sein Abitur abgelegt, mit einem „vernünftigen“ Notenschnitt, das lag ihm am Herzen. „Seitdem ist der Rennsport mein Vollzeitjob“. Wie Theo kam Gian Luca durch den Vater schon früh mit dem Motorsport in Berührung. Allerdings schlug sein Herz bis vor wenigen Jahren für den Fußball. Während der Pandemie trainierte der Bad Salzuflener dann Autorennen am heimischen Simulator – so erfolgreich, dass ein Sponsor auf ihn aufmerksam wurde und ihn einlud, als Gast im Finale des
Aber geht das so einfach, vom Simulator auf die Rennstrecke? „Beim allerersten Rennen war ich extrem aufgeregt, hatte an diesem Tag auch erst meine Rennlizenz erworben. Ich dachte: ‚Das mach ich nie wieder!‘“ Bereits in der darauffolgenden Saison gewann Gian Luca die Rennserie. „Seitdem kann ich gar nicht mehr anders, als jeden Tag hart daran zu arbeiten, das weitermachen zu dürfen und möglichst erfolgreich zu sein.“
„Ich laufe jede Woche über die Tage verteilt einen Marathon.“
Kopfsache
Zur erfolgreichen Rennvorbereitung gehört ganz besonders mentales Training. Das steigert die Konzentrationsfähigkeit, löst Blockaden und hilft im Umgang mit Leistungsdruck. Die entsprechenden Techniken lernen die Piloten bei Mental Coach Gernot Emberger.
„Der Talent Pool bringt uns in allen Aspekten weiter. Die allergrößte Entwicklung stelle ich bei mir durch die mentale Rennvorbereitung fest“, sagt Colin Jamie Bönighausen. „Bevor ich gecoacht wurde, habe ich das, was ich zuvor im Training gelernt hatte, in der Rennsituation in Frage gestellt. Mitten im Qualifying kommt dir dann die Idee, du könntest in der nächsten Kurve doch vielleicht auch ein paar Meter später einlenken … Aber das bringt natürlich nicht die gewünschten Rundenzeiten. Heute weiß ich, wie ich fokussiert bleibe.“
Doch was passiert, wenn sich der Fokus plötzlich auf die Fahrer selbst richtet? Bevor die Talente im
„Die gefahrenen Runden Meter für Meter mit einem so erfahrenen Profi wie Wolf Henzler durchzusprechen, bringt mich extrem weiter.“
Talentschmiede
Aber nicht nur die Zuschauer beobachten die jungen Piloten genau. Am Ende der Saison kann einer von ihnen außerdem für die Sichtung zum internationalen Nachwuchsförderprogramm nominiert werden, dem porsche junior shootout. Hier sind ausgeprägte Teamplayer-Mentalität, hohe Medienkompetenz und natürlich Fahrtalent gefragt.
Wer den Junior Shootout erfolgreich meistert, kann eines Tages sogar
Text Ariane Lattke
Fotos Ferdi Kraeling